BEITRÄGE

Gesunde Lebensführung und Ernährung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Daniela Mey, Heilpraktikerin
Albstadt-Lautlingen, Juli 2010

Die Ernährung spielt in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine herausragende Rolle. Das chinesisches Sprichwort „Ein guter Behandler muss kochen können“ unterstreicht die Wichtigkeit der Ernährung als Therapiebestandteil neben der Akupunktur, Kräutertherapie, Tuina und den Bewegungsübungen Taiji Quan/Qigong.
Sie ist ganzheitlich und sehr ausgewogen und kann die Gesundheit fördern.

Noch nie war das Lebensmittel- und Ernährungangebot vielfältiger als heutzutage. Wir verfügen über ein ganzjähriges, globales Angebot, das Südfrüchte, Bananen und die unterschiedlichsten Gemüsesorten beinhaltet.
Eine ständige Verfügbarkeit vieler Lebensmittel wurde zudem durch den Einzug von Tiefkühlkost in den Haushalten erzielt.
Die Ernährungsgewohnheiten haben in vielerlei Hinsicht eine negative Entwicklung genommen. Die verwendeten Lebensmittel enthalten viel Fett, Zucker und sind oft sehr fleischlastig. Aufgrund des ständigen Zeitdrucks werden wenig warme Mahlzeiten eingenommen und vor allem das späte Essen nach 18 Uhr ist für viele selbstverständlich.

Die Folgen dieser heutigen Ernährung sind vielfältig. Trotz der „Fülle“ an Nahrungsmitteln gelangen wir immer mehr in einen „Mangel“ an Energie und Nährstoffen.
Dies führt unter anderem zu Verdauungsproblemen, Übergewicht, chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen sowie diversen Mangelerscheinungen.

Um diese energetische Mangelernährung verstehen zu können, soll im Folgenden die Nahrungsumwandlung und die Energiegewinnung in der 5-Elemente-Lehre etwas näher beleuchtet werden.

Unsere „Mitte, die Instanz für Wandlung und Transport der aufgenommenen Speisen und Getränke, setzt sich im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin aus den Funktionskreisen Magen und Milz zusammen. Die Energie, die bei der Umwandlung der aufgenommenen Nahrung erzielt wird, ist in der chinesischen Medizin die Grundlage für die Bildung von Blut und Körpersäften und unterstützt alle Organe bei ihrer Funktion.

Dadurch ist diese Mitte der Generator für die Energie, die uns durch den Tag trägt.
Sie ist Dreh- und Angelpunkt für die Ernährung des gesamten Organismus und wesentlich mitverantwortlich für die Gesundheit und eine normale Entwicklung.
Die Milz liebt Wärme und Trockenheit um optimal arbeiten zu können. Deshalb können Kälte und ein zuviel an Feuchtigkeiten schädigen und den Verdauungsprozess beeinträchtigen. Es ist deshalb in diesem Sinne ratsam, kalte und eisgekühlte Speisen und Getränke mit Zurückhaltung zu genießen.

Welche Ernährungsempfehlung gibt die Traditionelle Chinesische Medizin nun im Hinblick auf diese Energiegewinnung?

In Anbetracht unserer stärksten Verdauungsfunktion vor allem morgens und mittags, ist es ratsam, hier die nährenden und stärkenden Lebensmittel zu uns zu nehmen. Schon das Sprichwort „Morgens wie eine Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler“ verdeutlicht dies auch in unseren Breitengraden. Die wichtigste Mahlzeit des Tages ist das Frühstück. Ein warmes, nährendes Frühstück – je nach Vorliebe süß oder herzhaft – spendet Kraft und Energie.

Das chinesische Sprichwort „Dein Abendessen schenke deinem Feind“ bestärkt die Tatsache, dass wir vor allem späte Mahlzeiten meiden sollten, da sie, wie wir glauben, unsere Verdauung schwächen und somit den gesamten Körper.

Um das „Magenfeuer“ nicht zu schwächen, ist es zudem ratsam, möglichst zwei- bis drei gekochte Mahlzeiten am Tag zu essen. Zuviel Rohkost in Form von Salaten und Obst schwächt zu sehr und sollte deshalb vornehmlich in kurz gedämpfter oder angebratener Form zu sich genommen werden.

Wir können zudem unsere Gesundheit fördern und eine schnelle Genesung unterstützen, wenn wir uns auch auf das saisonale Angebot konzentrieren. Jede Jahreszeit beinhaltet ihre Nahrungsmittel, die eine optimale Versorgung des Körpers garantieren. Im Frühjahr sind es pikante und „grüne“ Lebensmittel, wie z.B. Kresse, Pflücksalate, Spinat, Löwenzahn, Grünkern und Spargel. Sie unterstützen die energetische Bewegung vom Körperinneren an die Oberfläche und damit unter anderem auch die Entgiftungsfunktion des Körpers.

Im Sommer kommt eine Vielzahl von frischen Früchten und Gemüse hinzu, wie Melone, Kirschen, Auberginen, Zucchini, Tomaten, etc.. Sie kühlen unseren Körper bei den heißen Temperaturen, wobei hier unbedingt darauf zu achten ist, dass ein Zuviel an kalten Lebensmittel unsere Mitte und damit unsere Verdauung schädigen können. Hier bieten sich z.B. lauwarme Gemüsesalate, verschiedene Gemüseomelette und leichte Früchtekompotte an.
Im Herbst zieht sich die Energie wieder ins Körperinnere zurück. Hier können wir auf ein reichhaltiges Angebot zurückgreifen wie z.B. Kartoffeln, Kürbis, Pilze, Brokkoli, Blumenkohl, Wirsing, Äpfel, Birnen, Weintrauben und Zwetschgen. Werden die Tage schon kühler ist es wichtig, wärme und nährende Speisen zu sich zu nehmen, wie z.B. in einer stärkenden Kürbissuppe, um möglichen Erkältungsgefahren vorzubeugen.

Im Winter zentrieren sich die aktiven Energien im Körperinneren und der Körper muss sich vor dem größten „Lebensfeind“, der Kälte, schützen. Hier helfen Eintöpfe und Kraftbrühen, Schmorgerichte, Aufläufe und Gratins mit wärmenden Fleischsorten wie Wild und Rind. Das saisonale Angebot beinhaltet alle Kohlsorten, bittere Wintersalate, Hülsenfrüchte, Nüsse, Bratäpfel und Obstkompotte, die unsere Mitte mit genügend Wärme und Energie versorgen.

In Anbetracht einer regionalen Ernährung, die unseren Klimaverhältnissen entspricht und unseren Körper somit optimal versorgt, sind vor allem Südfrüchte wie Orangen, Kiwis, Bananen und Ananas zu reduzieren, da die Jahreszeit im Ursprungsland in der Regel von unserer abweicht.

Von Zitrus- und Importfrüchten, vor allem im Winter, ist ganz abzuraten, da sie einen stark kühlenden Effekt auf unseren Körper haben und aufgrund ihrer Herkunftsländer eher für sommerliche Temperaturen geeignet sind.

Auch die Verwendung von Tiefkühlware ist zu reduzieren, da einmal eingefrorene Lebensmittel, auch wenn sie wieder erhitzt werden, nach den Vorstellungen der TCM energetisch „kalt“ bleiben und unsere Mitte, d.h. unseren Stoffwechsel, wie wir glauben, schädigen. Soweit nicht darauf verzichtet werden kann, sollten die Speisen mit wärmenden Gewürzen wie Pfeffer, Ingwer, Kardamon, Thymian, Rosmarin, etc. verfeinert werden.

Zusammenfassend können nochmals die wichtigsten Punkte aufgezählt werden:

Es ist wichtig auf eine ausgewogenen Temperatur der Lebensmittel zu achten (Salat und Rohkost sind kühlend und sollten nur in Kombination mit „warmen“ Lebensmittel verzehrt werden)

Das Einkaufen und Kochen sollte wie zu „Großmutters-Zeiten“ erfolgen, das heißt regional und saional.
Ein reichhaltiges und warmes Frühstück schenkt dem Körper die notwendige Energie für den Tag, weitere warme und vor allem nicht zu späte Mahlzeiten unterstützen die Energieproduktion und halten uns somit gesund.

Diese goldenen Regeln sorgen für eine starke Mitte und damit für ein gesundes Leben, voller Vitalität und Lebenskraft.